Eragon's World

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 Betreff des Beitrags: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Freitag 26. Juni 2009, 17:39 
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Niederer Drachenreiter
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Meine neueste Story, is aber noch nicht fertig...^^(auch wenn nicht mehr viel kommt, soll schließlich nicht zu lang werden)
Kritik immer erwünscht!

En mort en se sépare

Wussten Sie, dass man zwei Tode sterben kann? Einen friedlichen, kaum spürbaren und einen gewaltvollen, schmerzhaften? Nun ja, sicherlich schon, schließlich ist das auch schon denkbar, wenn man sich die Todesursachen ansieht. Aber wussten Sie auch, dass diese zwei Todesarten verschiedene Konsequenzen für das danach bereithalten? Bis vor kurzem habe ich es auch nicht gewusst, wobei ich auch lange gar nicht wusste, dass ich überhaupt einmal tot war, weil ich eigentlich keine Ahnung hatte, wer ich bin. Aber lassen Sie mich von vorne anfangen…

Ich zog meinen Umhang fester um mich und stapfte durch das Schneetreiben auf den Eingang des Theaters zu. Dicke Flocken flogen vom Himmel und sammelten sich nicht nur auf dem Boden, sondern, sehr zu meinem Leidwesen, auch in meinen Haaren und auf meinen Schultern, an und durchnässten beides innerhalb von Sekunden.
Das Theatergebäude überragte die anderen Häuser auf der Straße. Balkone spannten sich unter großen Fenstertüren von einer Seite des Gebäudes zur anderen, zwei übereinander, gesäumt von Balustraden aus Marmor, die mit eingemeißelten Rankenmustern verziert waren. Das Dach, von dessen Giebeln Steinstatuen herabschauten, war mit dunklen Ziegeln gedeckt. Der Eingang des Hauses wurde von großen Flügeltüren aus dunklem Holz, auch hier waren Ranken als Verzierungen angebracht, teils ins Holz geschnitzt, teils durch Eisenbeschläge, gebildet.
Die Türen standen jetzt, zur Besuchszeit, offen bewacht von zwei Männern, einer zu jeder Seite der Tür, die dafür sorgten, dass keine Bettler, die einen warmen Platz suchten, sich in das Theater schlichen, oder anderes Gesindel hineinkam. Die Adligen schätzten es nicht die Stücke zusammen mit dem einfachen Volk anzuschauen. Ich war bisher nie aufgehalten worden beim passieren der Tür, was vielleicht daran lag, dass ich immer genug Geld dabeihatte, um mir eine Karte zu kaufen, oder aber an etwas anderem, denn immer wenn ich das Theater betrat und in allen Pausen, wurde hinter vorgehaltener Hand über mich getuschelt.
Sätze wie: „Er ist um keinen Tag gealtert.“, „Das kann nicht sein!“, „Habt ihr nicht davon gehört, damals…“ und „Der sieht ihm wirklich sehr ähnlich!“, konnte ich eigentlich immer raus hören, alles andere verstummte, wenn ich mich diesen Leuten näherte, sie lächelten nur dümmlich und wandten sich anderen Gesprächsthemen zu. Und ich traute mich nicht sie direkt anzusprechen, warum wusste ich nicht, ich scheute mich sowieso davor mit anderen Menschen zu reden. Und diese schnöseligen hohen Bürger und Adligen, die nichts besseres zu tun hatten als Klatsch und Tratsch auszutauschen, konnte ich sowieso nicht leiden.
Aber war ich wirklich besser als sie? Ich wusste es nicht. Überhaupt wusste ich nichts über mich. Nicht einmal meinen Namen, der Tag an dem meine Erinnerungen begonnen hatten war im Januar gewesen, letzten Monat, deswegen nannte ich mich Janvier. Ohne auch nur einen Bruchteil davon zu wissen, wer ich war, war ich in einer, bis auf die Möbel, leeren Wohnung aufgewacht. Soviel Menschenverstand, dass ich die Möbel nach Hinweisen durchsuchte, hatte ich noch, aber ich fand nur Geld, Anziehsachen und so weiter, nichts was auf meine Identität hingewiesen hätte.
Warum das Theater solche Anziehungskraft auf mich hatte, wusste ich demzufolge auch nicht, aber fest stand, dass ich fast jede Vorstellung besuchen musste! Aber wahrscheinlich war ich sowieso ein kranker Psychopath. Als ob es nicht genug gewesen wäre, nicht zu wissen, wer ich war, nein, ich wusste nicht einmal, was ich war. Jede Woche befiel mich ein irrsinniger, ekelhafter und unnormaler Durst, der weder mit Wasser, noch mit Bier, Wein, Schnaps, oder sonst was zu stillen war(ja, ich hatte das alles ausprobiert, aber mich danach nur übergeben müssen), sondern einzig und allein mit Blut. Jedesmal wenn mich dieser Durst befiel und ich nach langem Suchen jemanden fand, an dem ich ihn stillen konnte, fing ich danach an die Menschen zu beobachten. Vielleicht ist das ja ganz normal, redete ich mir ein, aber das war es nicht, es war die am wenigsten normale Sache, dieser gottverdammten, mir völlig fremd erscheinenden Welt.
Ein Mal hatte ich versucht den Durst zu ignorieren, mit einem schockierenden Ergebnis. Ich krümmte mich den ganzen Tag lang vor Schmerzen und wenn ich in den Spiegel schaute, blickte mir kein junges, höchstens zwanzig Jahre altes, gut aussehendes, wenn auch etwas zu blasses Gesicht mit glatter Haut, gerader Nase, grünen Augen und kurzen, vollen, braunen Haaren, entgegen, sondern das Gesicht eines alten Mannes, mit Falten, grauem, schütteren Haar, blassen Augen und wächserner Haut. Verschreckt hatte ich mich abgewandt und ab der nächsten Woche sofort wieder angefangen Blut zu trinken. Es hielt mich auf wundersame Weise jung.
Abgesehen von den Theaterbesuchen, mischte ich mich nicht mehr, wie ein normaler Mensch, unter die Leute. Ich hatte Angst, dass mich dieser seltsame Durst unvorbereitet überkommen könnte und ich ihn vor den Augen anderer stillen müsste.
Ich kaufte von dem gefundenen Geld eine Karte, dann begab ich mich in den Theatersaal. Es war dunkel hier drinnen, der Vorhang war noch nicht geöffnet. Es dauerte noch einige Zeit, bis sich alle Gäste eingefunden hatten, die Tür geschlossen wurde und der Vorhang sich hob. Nur ein einziger Lichtstrahl erhellte die Bühne, auf der nur eine einzige Person stand. Eine junge Frau, mit hellbraunen Haaren, die bis zur Mitte ihres Rückens reichten. Ihr Gesicht war schöner als das jeder anderen im Saal, die Haut ein wenig blass, was man aber unter dem Rouge, das sie trug nicht erkennen konnte, nur an ihren teilweise freien Armen. Was am Meisten auffiel waren ihre leuchtenden, violetten Augen. Ich hatte noch nie zuvor einen Menschen mit violetten Augen gesehen.
Andererseits wusste ich sowieso nicht viel über die verschiedenen Eigenarten der Menschen. Vor ein paar Wochen war ich erschrocken als ich einen Dunkelhäutigen gesehen hatte, dann war mir aufgefallen, dass er sich benahm wie jeder andere und auch nicht anders sprach, die Menschen schienen also sehr verschieden zu sein. Wobei ich sicherlich einer der eigenartigsten war.
Das Kleid der Schauspielerin war weiß, bis auf einen rosanen Überrock und ein paar violett-rosa Zierstreifen, dazu trug sie violette Handschuhe und eine violette Schärpe.
Wie bei allen anderen Stücken, die ich schon besucht hatte, sagte mir der Titel überhaupt nichts, trotzdem sah ich es sich an. Schließlich kam man nicht in eine Vorstellung um etwas Altbekanntes zu sehen, sondern um neue Eindrücke zu bekommen und eine neue Geschichte kennenzulernen. Selbst wenn ich das Stück schon einmal gesehen hatte, ich konnte mich ja sowieso nicht daran erinnern.
Die Frau auf der Bühne begann mit einer sanften, aber lauten Stimme zu sprechen, die Worte klangen aus ihrem Mund wie Musik auf einem Instrument. Ihr Monolog handelte von verlorener Liebe, Kummer und Schmerz, das Stück schien also ein Drama zu sein. Kurz darauf erschien eine weitere Frau auf der Bühne, die allerdings neben der Schönheit der Violettäugigen fehl am Platz wirkte und völlig verblasste. Auch als sie die Stimme erhob, waren die Blicke des Publikums noch immer auf die andere Schauspielerin gerichtet. Die zweite Frau redete auf die Schöne ein, versuchte sie zu überzeugen, dass der Schmerz vergehen würde, aber ebenjene wollte nicht auf sie hören, schüttelte die beruhigende Hand immer wieder ab und lief von einer Seite der Bühne zur anderen. Nach einer Weile verließ die zweite Frau entmutigt die Bühne und ein schwarzhaariger Mann mit Zopf und einem langen dunklen Mantel erschien. Die Schöne drehte sich verschreckt zu ihm um und machte einen hastigen Knicks. Ihre Stimme war nun zittrig, aber immer noch ebenso wohlklingend wie zuvor. Auch wenn sie leiser redete als zuvor, war jedes Wort klar zu verstehen. Der Mann gab ihr einen Handkuss und fragte sie wie es ihr ergehe. Die junge Frau antwortete und sah ihn dabei vorsichtig an. Mir fiel auf, dass ihr Blick durch den Mann hindurchging. Sie redete mit ihm, wie es das Stück wollte, aber es wirkte, als würde sie ihn gar nicht richtig wahrnehmen. Ob das nun beabsichtigt war, oder an ihr lag, konnte ich nicht sagen. Zumindest zu jenem Zeitpunkt noch nicht.
Das Stück dauerte ungefähr zwei Stunden und handelte im Gesamten von einer dramatischen Liebesgeschichte zwischen Adligen, die im Mord an zwei Protagonisten endete. Der schwarzhaarige Mann und ein Mädchen starben. Das Mädchen getötet von dem Schwarzhaarigen, der Schwarzhaarige aus Rache von der Schönen. Im Nachhinein wusste ich wie so oft nicht, ob mir das Stück gefiel, aber ich war mir sicher, dass ich die junge, violettäugige Frau bewunderte. Sie war eine hervorragende Schauspielerin, weswegen ich mich fragte, warum sie nicht schon zuvor in einem Stück in diesem Theater mitgespielt hatte. Wahrscheinlich kam sie aus einer anderen Stadt und hatte nach hierher gewechselt. Oder sie war wirklich neu in diesem Beruf und wenn sie das war, dann war sie ein Naturtalent.
Nachdem sich alle Schauspieler unter lautem Applaus, die Schöne bekam den meisten, vorm Publikum verbeugt hatten und sich der Vorhang das letzte Mal schloss, stand ich von meinem Platz auf und zwängte mich durch die hinausströmenden Menschen hindurch nach draußen. Schon in den letzten paar Minuten des Stücks hatte ich gespürt, wie meine Kehle brannte. Das erste Anzeichen dafür, dass mich bald dieser irrsinnige Durst wieder befallen würde. Also versuchte ich so schnell wie möglich von den Menschen wegzukommen.
Vor dem Theater, zurück im Schnee, der die Straßen nun dichter bedeckte und die Nacht heller wirken ließ, atmete ich einmal tief durch und wandte mich dann von der Hauptstraße, auf der viele Kutschen und auch ein paar Automobile bereitstanden um die Gäste, die das Theater verließen, nach Hause zu bringen, weg und betrat die schmale Gasse zwischen dem Theatergebäude und dem Gebäude daneben, die nicht von Gaslaternen beleuchtet wurde. Dort angekommen lehnte ich mich an die Wand und versuchte mich zu beruhigen, den Durst zu unterdrücken. Mir gegenüber befand sich ein Seitenausgang des Theaters, der wahrscheinlich nur vom Personal, wie den Putzkräften, Küchenhilfen und Beleuchtungstechnikern benutzt wurde, nicht von den Schauspielern. Aber als sich die Tür öffnete, wusste ich, dass ich mich täuschte.
Ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, dass die schöne, violettäugige Schauspielerin heraustrat. Jetzt trug sie ihre Haare zu einem Zopf zusammengebunden und einen Überwurf aus weißem Fell über einem schwarzen Kleid. Sie schaute sich seufzend zur Seite um, erst dann fiel ihr Blick auf mich, auch wenn es nicht wirkte, als würde sie mich wirkte anschauen ihr Blick fiel auf seltsame Weise durch mich hindurch, ebenso wie bei dem Mann auf der Bühne. Ein Windstoß fegte durch die Gasse, wirbelte den Schnee auf und trug den verführerischen Geruch der Frau zu mir hinüber. Eine Mischung aus zartem Rosenparfum, Puder, ihrer Haut, dem Duft ihrer Haare und einem süßlichen, ein wenig an Honig erinnernden Geruch den ich nicht zuordnen konnte. Warum ich so einen guten Geruchssinn hatte, konnte ich mir ebenso wie die Sache mit den Theaterbesuchen nicht erklären, aber jetzt war er sehr zu meinem Nachteil. Der verlockende Geruch entfachte das Brennen in meiner Kehle erneut, sodass es fast unerträglich wurde. Ich spürte wie sich gegen meinen Willen meine Oberlippe ein Stück zurückzog, meine Eckzähne sich spitzer anfühlten als gewöhnlich und ich ein seltsames Knurren ausstieß, als zu allem Überfluss auch noch mein Magen grummelte, das letzte Anzeichen dafür, dass ich es nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Der Blick der Frau, die sich eigentlich schon abgewandt hatte, zuckte auf einmal wieder zu mir zurück. Sie schien weder verängstigt, noch in Panik zu sein, sondern wirkte eher ein wenig…genervt. Sie kam ein kleines Stück auf mich zu, was nicht gerade ein Vorteil für sie war, denn jetzt konnte ich gar nicht mehr gegen meinen perversen Drang ankämpfen, ihr die Zähne in den Hals zu schlagen. Ich machte einen Satz nach vorne und stürzte mich auf sie. Die Frau schrie nicht auf, wich auch nicht zurück, sondern packte mich mit einer Hand am Hals und drückte mich gegen die Wand.
„Lass das!“, fuhr sie mich an. „Zieh die Zähne wieder ein!“ Verwirrt starrte ich sie an, der Durst war vergessen.
„Hörst du schlecht?!“ Wütend klang ihre Stimme nicht mehr so engelsgleich wie auf der Bühne, sondern sehr bedrohlich und autoritär. Sie schien keine Person zu sein, die sich wiedersprechen ließ. Ich schluckte schwer, was durch ihre Hand an meinem Hals gar nicht so einfach war, bevor ich mich gesammelt hatte und antwortete.
„W – was meinen Sie?“, brachte ich erstickt heraus.
„Bringen sie den Wechslern denn heutzutage gar nichts mehr bei?“ Sie ließ mich los und trat einen Schritt zurück. „Wer hat dir geholfen hierher zu kommen?“
„Ich weiß nicht wovon Sie sprechen…“ Ich hob meine Hand und fasste mir an den malträtierten Hals, es schmerzte nicht stark, aber ihre langen Fingernägel hatten kleine blutige Kratzer hinterlassen.
„Tu nicht so dumm, natürlich weißt du wovon ich rede. Oder hast du etwa Angst mir etwas zu erzählen, was du nicht sagen darfst?“ Sie trat wieder vor, griff mir in die Haare, bog meinen Kopf nach hinten und legte die Lippen an meine Kehle. Erschrocken wich ich zurück, als plötzlich zubiss.
„Sie – Sie sind wie ich!“ Die Frau hob den Kopf, ein kleiner Tropfen Blut zuckte an ihrem Mundwinkel, er war kurz davor sich zu lösen, was er auch tat, als sie den Mund öffnete und spitze Eckzähne entblößte. Der Tropfen hinterließ eine unheimliche, rote Spur bis zu ihrem Kinn hinab. Sie hatte dasselbe getan wie ich! Also war ich doch kein seltsamer Psychopath, vielleicht war es ja doch normal, was ich getan hatte. Aber der beängstigende Ausdruck auf ihrem Gesicht und die leuchtenden, violetten Augen, die durch mich hindurchzuschauen schienen, ließen mich daran zweifeln, dass die junge Schauspielerin normal war. Bisher hatte ich noch keinen Menschen gesehen, der so wirkte wie sie, der einem zugleich Angst machte und verführerisch wirkte.
„Nein, das bin ich nicht. Denn im Gegensatz zu dir weiß ich damit umzugehen, was ich bin.“ Sie wischte sich mit dem Ärmel über den Mund, ihre Zähne waren nun wieder ganz normal, bevor sie sich wegdrehte und auf den Ausgang der Gasse zuging, ohne auch nur einen kurzen Blick zurückzuwerfen, stolzierte sie davon. Noch ehe sie den Lichtschein der Straße erreicht hatte, war ich neben ihr und hielt sie am Handgelenk zurück.
„Womit umzugehen? Was sind Sie? Was bin ich? Wenn Sie etwas wissen, dann bitte sagen sie es mir. Ich suche schon seit zwei Monaten verzweifelt nach Antworten auf meine Fragen.“ Ich fragte nicht, ich bettelte. Bettelte um Erklärungen wie die Armen auf der Straße um Geld.
Jetzt war sie es, die mich verwirrt anschaute. „Du musst doch wissen, was du bist. Sonst wärst du nicht hier…“
Ich fasste mir an die Stirn, weil mich höllische Kopfschmerzen plagten. Ich hatte meinen Durst vorhin nicht gestillt und jetzt wo ich ihn unterdrückte, pochte mein Kopf wie wild und mein Hals fühlte sich an als hätte ich eine Wüste verschluckt und das Ganze dreimal wiederholt, sodass der heiße Sand meine gesamten Rachen auf geschmirgelt hatte.
„Eben das ist das Problem, ich habe keine Ahnung was ich bin, verdammt nochmal!“, schrie ich sie an. Mit großen und immer größer werdenden Augen sah sie mir ins Gesicht, erst jetzt ging ihr Blick nicht mehr durch mich hindurch, sondern war direkt auf mich gerichtet, erst jetzt beachtete sie mich wirklich. Plötzlich wirkte sie nicht mehr wie eine furchteinflößende Furie, sondern wie ein gleichermaßen verängstigtes wie fasziniertes kleines Mädchen.
„Du hast unbewusst gewechselt? Dir hat niemand gesagt, wie es sein wird, wenn du wieder lebst? Du hattest keine Ahnung, wer oder was du bist?“ Sie wusste etwas, endlich würde ich meine Antworten bekommen, endlich würde ich nicht mehr im Unwissen wandeln. Aber daraus wurde nichts. Gerade in dem Moment in dem sie weiterreden wollte, trat ein Mann in der Kleidung eines Kutschers an den Eingang der Gasse. Die Frau drehte sich zu ihm um, nickte ihm zu, wobei ihr Blick wieder auf diese seltsame Art und Weise durch den Mann hindurch fiel, dann wandte sie sich wieder zu mir, einen Finger auf die Lippen gelegt.
„Natürlich würde es mich freuen, für ihr neues Stück vorzusprechen Monsieur…“ Sie schaute mich fragend an.
„Janvier. Mein Name ist Janvier.“
„Gut, Janvier. Ich treffe Sie dann morgen um acht in meinem Hotel ‚La rose noir‘. Und denken Sie daran, Létitia Redouté spielt nicht in jedem Stück mit. Sie müssen sich schon etwas Gutes überlegt haben.“ Sie küsste mich zum Abschied auf beide Wangen, dann folgte sie ihrem Kutscher und verschwand um die Ecke. Ich blieb noch lange in der Gasse stehen und dachte nach, bevor ich zurück in meine Wohnung fuhr.

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Verfasst: Freitag 26. Juni 2009, 17:39 


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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Freitag 26. Juni 2009, 20:19 
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Niederer Drachenreiter
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ehj, bist echt gut im geschichten schreiben^^

weiter so xD

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Nicht Äusserlichkeiten zählen,
sondern du selbst,
wenn dein Puls rasst,
auf dem schmalen Grad
zwischen Triumph und Niederlage,
LEBE FÜR DIESEN EINEN MOMENT!


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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Freitag 26. Juni 2009, 21:13 
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Niederer Drachenreiter
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Dankeschön!
Werd mich anstrengen^^

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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Montag 29. Juni 2009, 15:07 
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Oberhaupt d. Drachenreiter
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Wenn man jetzt noch französisch könnte....

Die Geschichte ist gut und ich freue mich auf den nächsten Teil (es gibt noch einen, oder?)


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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Montag 29. Juni 2009, 16:30 
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Niederer Drachenreiter
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Klar gibts noch mehr^^ Ist nur noch nicht geschrieben, aber ich werd mich ranhalten!

Um das Französisch ein bisschen zu klären:
En Mort on se sépare = Im Tod trennen wir uns
Janvier = Januar
La rose noir = die schwarze Rose
Redouté = gefürchtet

Létitia ist nichts direkt Französisches :) das ist einzig und allein meinem kranken Hirn entsprungen :D (Eigentlich wird der Name entweder Letizia, oder Laetitia geschrieben...)

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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Montag 29. Juni 2009, 19:24 
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Oberhaupt d. Drachenreiter
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Mhmh gut zu wissen

da kann ich mir schon mehr was zusammen denken was später passiert^^


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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Freitag 10. Juli 2009, 20:53 
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Niederer Drachenreiter
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Hihi, es geht wieder ein bisschen weiter^^

Unschlüssig trat ich von einem Fuß auf den anderen und schaute die Fassade des fünfstöckigen Hotels hinauf. Ein breiter Schriftzug zierte die Wand über dem, von zwei Säulen flankierten, Eingang. „La rose noir“ stand dort und daneben war eine stilisierte Rose abgebildet. Ein Stückchen über Tür und Schriftzug schmückte ein hübscher Balkon, schöner noch als die beiden des Theaters, die Front des Gebäudes. Durch die großen Fenster neben dem Eingang drang Licht auf die Straße, einladend wirkend auf die Menschen, die daran vorbeigingen. Nicht dass man ein Nobelhotel wie dieses nicht schon von weitem hätte sehen können. Man konnte sagen was man wollte, aber im Großen und Ganzen machte das Gebäude irgendwie einen ehrfürchtigen Eindruck.
Aber das war nicht der Grund, warum ich zögerte es zu betreten, sondern eher die Tatsache, wer mich darin erwarten würde. Ich hatte keine Ahnung, wie Létitia heute auf mich reagieren würde. Immerhin hatte ich sie gestern ohne Vorwarnung angefallen, auch wenn es mich beruhigte, dass sie war wie ich. Das vermutete ich zumindest. Nachdem ich mindestens zehn Minuten hin und her überlegend im kalten Schneefall vor dem Hotel gestanden hatte, überwog schließlich doch meine Neugierde und ich tat die letzten Schritte in das Hotel hinein.
Létitia hatte mir nicht gesagt, in welchem Zimmer sie mich erwartete, also fragte ich an der Rezeption nach ihr. Es war mir noch immer unangenehm mit anderen Menschen zu sprechen, also fasste ich mich so kurz wie möglich.
„Madame Redouté wartet im Speisesaal auf Sie. Tisch 9, in einer Ecke neben den Fenster.“, antwortete die Frau im rot-goldenen Kostüm sofort. Ich bedankte mich mit einem Nicken und machte mich auf den Weg zu Létitias Tisch. Viele Bewohner des Hotels hatten sich im Speisesaal eingefunden um das Abendessen, exquisite Speisen wie sie sich nur die Reichen leisten konnten, einzunehmen, trotzdem lag der Tisch, an dem die junge Schauspielerin saß, weit genug abseits, um bei einem Gespräch nicht zu sehr gestört zu werden. Vor dem Fenster gingen immer wieder vereinzelt in dicke Wintersachen gehüllte Menschen durch den Schnee. Létitias Blick war auf ihren Teller gerichtet, aber es war offensichtlich, dass sie von meinem Kommen bereits Notiz genommen hatte, also setzte ich mich ohne ein Wort ihr gegenüber an den Tisch. Sie schnitt sich noch ein Stück der gebratenen Ente in Orangensoße auf ihrem Teller ab und aß es, dann blickte sie auf.
„Du bist also doch noch gekommen. Ich hatte erwartet, dass du von unserem Treffen gestern eingeschüchtert warst, Janvier.“ Sie tat verächtlich, aber irgendetwas an ihrer Stimme sagte mir, dass sie das genaue Gegenteil dachte. So wie sie mich musterte schien sie daran interessiert zu sein, was ich zu erzählen hatte.
„Ich hatte gehofft heute die Antworten auf meine Fragen zu bekommen.“ Hoffnungsvoll schaute ich ihr direkt in die Augen. Ihr Blick ging wirklich nicht mehr durch mich hindurch, ich musste gestern etwas gesagt haben, was mich beachtenswert machte.
„Lass uns auf mein Zimmer gehen, das was ich dir erzählen werde, geht die Menschen hier nichts an.“ Sie stand auf und schob ihren Stuhl unter den Tisch, bevor sie mit geradem Rücken, erhobenem Kopf und schnellem Schritt davon stolzierte. Ihre gesamte Haltung zeugte von Selbstsicherheit. Ich beeilte mich ebenfalls aufzustehen und ihr nachzukommen. Plötzlich waren alle Blicke im Saal auf uns gerichtet. Die wunderschöne junge Frau, die im Hotel bereits als Schauspielerin bekannt war und der Mann mit den ungekämmten Haaren, dem verzweifelten Gesichtsausdruck und den Augenringen, der trotzdem eine sonderbare Eleganz und Schönheit ausstrahlte, ihr folgend wie ein Hund. Die Gäste an den Tischen wandten sich einander zu, steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Dasselbe Phänomen wir im Foyer des Theaters, aber wenigstens war jetzt nicht ich allein das Thema ihrer Gespräche. Létitia schien den Trubel um uns herum gar nicht zu bemerken, ungehindert ging sie weiter auf einen Aufzug zu. Létitia betätigte den Kopf und wenig später schloss ein Hotelangestellter hinter uns die Gittertüren und wir traten in einen Gang im vierten Stock hinaus. Létitia bewohnte eine aufwändig ausgestattete Suite mit drei Zimmern, einem Schlafzimmer, einer Art Büro und einem Wohnzimmer mit Ausgang auf den Balkon, von dem aus man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt gehabt hätte, wäre es nicht zu kalt gewesen um lange draußen zu bleiben. Noch immer fielen dicke Schneeflocken, vor den Fenstern tanzend.
„Setz dich.“ Létitia deutete auf einen Sessel in der Nähe eines Kamins und verschwand dann wieder. Kurz darauf tauchte sie mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern auf, die sie auf den kleinen Tisch vor den Sitzgelegenheiten stellte, und schenkte und beiden ein, bevor sie sich selbst ebenfalls setzte. Sie trank einen kleinen Schluck, dann drehte sie das Glas nur noch gedankenverloren in den Händen.
„Du bist dir also sicher, nicht zu wissen wer du bist und wo du herkommst?“, durchbrach sie das unangenehme Schweigen das sich über uns gelegt hatte.
„Sehr sicher sogar. Ich weiß nicht einmal mehr meinen eigenen Namen, geschweige denn wie alt ich bin, woher ich komme, wer ich bin und am allerwenigsten was ich bin.“ Wieder warf ich ihr einen flehenden Blick zu. Wenn sie wusste, was all das zu bedeuten hatte, dann sollte sie aufhören mich so auf die Folter zu spannen. Zum Glück tat sie das auch nicht mehr. Sie stellte ihr Glas ab, stützte die Ellbogen auf die Knie und verschränkte die Hände unter dem Kinn, bevor sie anfing zu erzählen.
„Was du und ich sind, nennen die Menschen Vampire, aber unter uns sind wir einfach nur Wechsler. Normalerweise kommt es nicht vor, dass Wechsler ins Leben zurückkehren ohne auch nur einen Bruchteil dessen zu wissen, was passiert ist. Wir wurden alle von Begleitern zurück ins Leben geführt, sie sind so etwas wie die Händler die es einigen wenigen ermöglichen zurückzukehren. Allerdings musst du jemand sein, der ohne die Hilfe eines Begleiters gewechselt hat, sonst wüsstest du, was geschehen ist. Ich kann dir selbst auch nicht sagen, warum du es ohne Hilfe geschafft hast, ich kann dir nur sagen, was ich weiß.“ Ich schüttelte verwirrt den Kopf und starrte sie an.
„Wie bitte? Ins Leben zurückkehren? Soll das heißen, dass wir beide tot sind?“ Ich verstand nichts von ihrem Gerede, das alles machte für mich keinen Sinn. Menschen starben und waren danach tot, so ist das. Selbst wenn ich nicht viel über mich wusste, das in jedem Menschen verankerte Wissen um das Ende dem man entgegen lebt hatte ich trotzdem.
„Nicht tot sind, tot waren. Das mit dem Sterben und tot sein ist so eine Sache, entweder man starb eines friedlichen Todes und endet was weiß ich wo, Christen würden sagen im Paradies, oder in der Hölle, je nachdem wie man gelebt hat, Muslime sprechen ebenfalls vom Paradies und nach der Meinung einiger Religionen würden wir nach unserem Tod wiedergeboren. Aber ich weiß, ebenso wie jeder andere Wechsler, dass es auch anders enden kann. Oder man hatte einen gewaltvollen Tod, wurde also ermordet oder hat Selbstmord begangen und endet in einer Art zweiten Welt. Ich erinnere mich nicht mehr an viele Details von dort, nur dass die Zeit langsamer vergeht, was die in dieser anderen Welt nach dem Tod vorkommt wie ein Tag, ist in der Welt der Lebenden ein Jahr. Und dass alles ähnlich war wie hier, außer dass man nicht mehr von menschlichen Bedürfnissen wie Essen und trinken abhing. Es mag dort besser oder schlechter als hier gewesen sein, ich weiß es nicht mehr. Alles was ich wollte war einen Weg finden, wie ich zurückkehren kann und so traf ich auf die Begleiter. Es gibt nicht viele die das Geheimnis kennen, wie man von einer Welt in die andere wechselt, denn es ist streng behütet, außerdem ist es nur wenigen erlaubt zu wechseln. Sie müssen einen triftigen Grund haben und den Weg nach einigen wenigen erklärenden Worten der Begleiter selbst herausfinden.“ Mit jedem Wort das sie sagte, klang das Ganze für mich nur noch absurder. Trotzdem wollte ich glauben was sie sagte, weil ich so wenigstens eine wage Ahnung von dem bekam, was ich war.
„Was war dein Grund wieder ins Leben zurückzukehren?“ Noch ehe ich länger darüber nachgedacht hatte, war die Frage bereits in der Luft. Létitias Gesichtsausdruck änderte sich, sie strich sich ihre Haare zurück und setzte sich anders hin, die lehrerartige Haltung völlig abgelegt sank sie ihrem Sessel zurück. Irgendwie wirkte sie traurig auch wenn sie das wahrscheinlich gar nicht zeigen wollte.
„Mein Grund ist das was an allem Schuld ist, ob im Theater oder im wahren Leben, die Liebe.“ Sie stockte kurz, wartete meine Reaktion ab und fuhr dann fort.

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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Samstag 11. Juli 2009, 16:43 
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Oberhaupt d. Drachenreiter
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Ui^^

ich bin mir ziemlich sicher, dass Letitia (ich weiß,wird anders geschrieben^^) wegen Janvier zurückgekommen ist


So...recht gut, bloß finde ich das mit den Wechslern, Begleitern und den Händlern etwas verwirrend.


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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Samstag 18. Juli 2009, 16:35 
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Niederer Drachenreiter
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Wohnort: Irgendwo^^
. „Was geschehen ist, ist schon viele Jahre her. Ich war einst die Tochter einer reichen Familie, lebte glücklich und war mit einem wunderbaren Mann verlobt. Kurz vor der Hochzeit wurde in unser Haus eingebrochen…“ Sie machte eine kurze Pause, ich konnte mir schon denken, wie es weitergehen würde. „Es waren mehrere Einbrecher und einer von ihnen hatte ein Messer dabei. Ich wachte von dem Lärm den sie verursachten auf, allerdings ahnte ich nicht, dass es sich bei den Geräuschen um Einbrecher handelte. Also verließ ich mein Zimmer um nachzuschauen, was da vor sich ging. Ich sah, wie sie in unserem Wohnzimmer die Schränke ausräumten und alle Schubladen und Kisten nach Geld und Wertgegenständen durchsuchten. Erschrocken bin ich einen Schritt zurückgetreten und stieß gegen einen der Männer, den mit dem Messer. Er fragte seine Kumpanen, was er mit mir tun solle und keine halbe Minute später lag ich mit durchgeschnittener Kehle auf dem Boden.“ Ihr Gesicht verzog sich, als sie das Grauen von damals in ihren Gedanken noch einmal durchlebte und sie begann zu zittern, trotzdem sprach sie weiter. „Ich starb, ohne dass ich mich von meinem Verlobten hatte verabschieden können, einen einzigen Tag vor der Hochzeit. In der Welt nach dem Tod war mein einziger Wunsch meinen Verlobten wiederzusehen. Ich war verzweifelt und wünschte mir unentwegt wieder zu den Lebenden zurückzukehren. Ich horchte auf die Erzählungen anderer und fand so etwas über die Begleiter heraus. Es dauerte einige Zeit, bis ich einen von ihnen fand und noch länger, bis ich den Weg zurück ins Leben verstanden hatte. Außerdem machten mir anfangs die Konsequenzen davon Angst. Eine Empfindlichkeit gegenüber Licht, ein verändertes Aussehen, Unsterblichkeit und der Zwang Blut zu trinken um den Körper aufrecht zu erhalten. Trotzdem wagte ich den letzten Schritt. Ich kam in meinem alten Zimmer zu mir, nur sah es jetzt völlig anders aus. Meine Möbel waren verschwunden und durch das Mobiliar der neuen Zeit ersetzt worden, es schien als würde das Zimmer nun nicht mehr von einer Frau, sondern von einem Mann bewohnt werden. Ich beeilte mich unbemerkt aus dem Zimmer hinaus zu kommen und trat in eine mir einerseits bekannte und andererseits völlig fremde Welt hinaus. Die Häuser sahen anders aus, größer, neuer, auf den Straßen fuhren ganz anders gebaute Kutschen als die, die ich gekannt hatte und die Menschen trugen andere Kleidung. Ich merkte, dass seit meinem Tod viel Zeit vergangen sein musste. Die Revolution, zu deren Anfängen ich gelebt hatte, schien vorbei zu sein und auch von Napoleons Kaiserzeit hatte ich nichts mitbekommen. Dennoch gab ich die Hoffnung meinen Verlobten zu finden nicht auf. Als ich endlich Spuren gefunden hatte, über die ich ihn suchte, erfuhr ich von Angehörigen seiner Familie, dass er im Jahre zuvor an Herzversagen gestorben war. Ich war zu spät gekommen. Ich hatte einen einzigen Tag in der Welt nach dem Tod zu lang gebraucht um den Weg hinaus zu finden.“ Létitia verstummte, in ihren Augen glitzerten Tränen. Ich stand auf und legte vorsichtig meine Hand auf ihre.
„Es tut mir Leid, dass ich danach gefragt habe.“ Ich verstand jetzt, warum sie keinen Mann normal ansah. Sie hatte Angst sich ein weiteres Mal in jemanden zu verlieben, der vor ihr sterben würde. Und durch das Schauspielern baute sie eine Aura des Unnahbaren um sich herum auf, denn dadurch lernte sie auch in der Öffentlichkeit jemanden zu spielen, der sie nicht war und es bot ihr die Gelegenheit an einem anderen Ort immer wieder neu anzufangen.
„Ich glaube ich gehe jetzt besser.“ Ich drehte mich von ihr weg und wollte auf die Tür zugehen, aber Létitia hielt mich plötzlich an der Hand zurück.
„Warte, ich glaube ich kann dir jetzt sagen, wer du bist.“ Verblüfft schaute ich sie an. Woher sollte sie das wissen, wenn nicht einmal ich eine Ahnung hatte, wer ich war?
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube ich kenne dich aus der Zeit, in der du noch am Leben warst.“ Woher? Woher kannte sie mich?
Sie verzog das Gesicht als versuche sie sich an etwas zu erinnern, dass solange zurücklag, dass es schon verblasst war. Wie eine Erinnerung an die früheste Kindheit.
„Ich beachte Männer nicht, deswegen fällt es mir schwer mich daran zu erinnern, aber diesen Gesichtsausdruck, den du gerade gezeigt hast, als du dich entschuldigtest, den kenne ich! Aber nicht aus dem wahren Leben, sondern aus einem Theaterstück.“ Sie warf mir einen langen Blick zu fast so als suche sie in meinem Gesicht nach antworten, die sie selbst nur schwer finden konnte. Ganz ähnlich musste ich sie zuvor angeschaut haben, als ich erfahren wollte, was ich war. Hoffnung keimte tief in mir.
„Jetzt fällt es mir wieder ein! Es ist vielleicht zwei, oder drei Jahre her, da habe ich in der Uraufführung eines Stückes mitgespielt. Ich weiß noch dass es ‚En mort on se sépare‘ hieß. Eine dramatische Liebesgeschichte, ganz ähnlich wie das Stück in dem ich gestern gespielt habe, aber viel schöner, aussagekräftiger und mit einer begabteren Besetzung. Aber kurz nachdem der Vorhang für den zweiten Akt sich geöffnet hatte, wurde einer der Schauspieler auf der Bühne erschossen. Die Waffe, eigentlich nur eine Requisite, war geladen gewesen. Keiner hatte gewusst, wie es dazu gekommen war, aber die meisten vermuteten, dass es ein gezielter Mordanschlag auf einen der Schauspieler war. Das Stück wurde nie zu Ende aufgeführt. Janvier, der Schauspieler der damals starb, das musst du gewesen sein!“
Ich starrte sie an und versuchte meine Gedanken zu sammeln. Ich war also ein Schauspieler gewesen? Ich wurde ermordet? Ich starb auf der Bühne bei einer Uraufführung? Ich hatte keine Ahnung, was ich davon denken sollte, aber es machte irgendwie Sinn. Daher musste mein Interesse am Theater kommen. Deswegen fühlte ich mich immer gezwungen mir jedes Stück anzusehen. Deswegen war ich mir nie sicher, was ich von dem Stück halten sollte, weil ich keine Ahnung hatte, wie das Stück damals hätte ausgehen müssen. Deswegen war ich so begeistert von Létitias Auftritt gewesen, obwohl ich bei allen anderen Schauspielern nie so etwas wie Bewunderung für ihr Können verspürt hatte, weil sie damals mitgespielt hatte.
„Ich muss das Stück zu Ende spielen.“, murmelte ich. Das war es, weswegen ich ins Leben zurückgekehrt war, obwohl mir nie jemand geholfen hatte, oder den Weg gezeigt hatte. Ich musste zu Ende bringen, was ich begonnen hatte.
„Ich spiele mit dir.“, fügte Létitia lächelnd hinzu.

Fin

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<-(zum Avatar) Zero *-* Soooo geil!


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 Betreff des Beitrags: Re: En mort on se sépare
BeitragVerfasst: Montag 20. Juli 2009, 14:41 
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Oberhaupt d. Drachenreiter
Oberhaupt d. Drachenreiter
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Registriert: Donnerstag 13. November 2008, 16:39
Beiträge: 1647
Das Ende kommt viel zu schnell!

An sich aber gutes Ende^^Vor allem das mit dem Theater-Spielen


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