Mir war die letzten beiden Male in der Bücherrei, in der ich arbeite, total langweilig, weil keiner gekommen ist dabei ist das herausgekommen. Die Geschichte ist zwar ziemlich schlecht, aber nen praktischer Zeitvertreib gewesen
Geträumte Wirklichkeit
Seufzend las ich in einem Buch. Es war Freitagnachmittag und ich saß gerade am Schreibtisch der Gemeindebücherei. Das Buch in dem ich las kannte ich zwar schon, aber trotzdem gefiel es mir auch noch beim dritten Mal lesen. Ich wartete darauf, dass jemand kommen würde um etwas auszuleihen, oder zurückzugeben, denn bisher waren nur vier Leute da gewesen um sich in der kleinen, aber schönen Bücherei umzusehen. Immer wieder blickte ich auf die Uhr im Eck, aber immer zeigte sie mir nur, wie lange ich noch hier sitzen musste. Ich merkte, wie mich die Müdigkeit überkam und ich eindöste.
Plötzlich krachte etwas und ich war wieder hellwach. Ich ging in das Zimmer in dem sich die Jugendbücher und Romane befanden und horchte. Hinter einem der Regale raschelte es. Ich bekam es mit der Angst zu tun, aber meine Neugier war stärker als sie, also trat ich langsam hinter das Regal. Ich traute meinen Augen kaum als ich sah was sich hinter dem Regal befand. Ich hatte erwartet einen Besucher, oder vielleicht eine Maus zu sehen, aber mit dem was da vor mir saß hätte ich nicht gerechnet. Es wandte seinen Kopf in meine Richtung und sah mich verängstigt und scheu an. Das Drachenbaby sah aus als sei es aus einem der Bücher entschlüpft. Die kleinen Flügel dicht an den Körper gepresst, verkroch es sich in eine Ecke und stieß dabei noch ein paar Bücher herunter. Von der Idee eingenommen, das Kleine zu mir zu locken, ging ich in einen anderen Raum und holte einen Keks aus einer halbvollen Dose, von der ich mir selbst auch schon oft etwas stibitzt hatte. Als ich ihn dem kleinen Drachen hinhielt schnupperte er ein wenig, dann kam er näher, schnappte mir den Keks aus der Hand und verschlang ihn mit einem einzigen Bissen, bei dem ich schon Angst hatte gleich meine Hand zu verlieren. Mit einem quengelnden Krächzen rieb er sich an meinem Bein und verlangte nach mehr Futter. Grinsend holte ich gleich die ganze Dose, da ich schon genug Bücher in denen Drachen vorgekommen waren gelesen hatte und daher wusste, dass ein, zwei Kekse seinen Hunger nicht stillen würden. Während der kleine Drache fraß beobachtete ich ihn fasziniert. Er hatte kleine grüne Schuppen, die im Sonnenlicht wie Jade schimmerten und ledrige Flügel, die ebenfalls grün waren, aber von einem dunkleren Farbton. Ich freute mich, dass das kleine Tier mir jetzt vertraute und nicht mehr vor mir davonlief. Vorsichtig kniete ich mich hin und streichelte über seine Schuppen. Sie fühlten sich hart an, aber man merkte, dass sie noch nicht ihre endgültige Härte und Größe erreicht hatten.
„Und was soll ich jetzt mit dir machen?“, fragte ich den Kleinen nachdem er aufgegessen hatte, auch wenn ich wusste dass er mir nicht antworten würde. Glucksend schmiegte er sich in einen der Sessel und schlief ein, als ob er auch gar nicht Lust hätte mir auf meine Frage zu antworten. Ich sah mich um und hob die Bücher wieder auf, die der kleine Drache hinuntergeschmissen hatte. Noch immer konnte ich es nicht fassen, dass ein lebendiger Drache in der Bücherei aufgetaucht war, doch als ich mir die Titel der heruntergefallenen Bücher durchlas bekam ich eine schwache Vermutung, woher er kam.
„ ‚Eragon’, ‚Drachenzähmen leichtgemacht’, ‚Drachenhüterin’, die haben alle was mit Drachen zu tun…“, verwirrt sah ich zu dem kleinen Tier das da im Sessel lag. Sollte er womöglich…? Ich nahm die Bücher und trug sie auf den Tisch neben dem Sessel, legte sie ab und überlegte, wie ich den Babydrachen in sein Buch zurückbekommen könnte. Ich versuchte es erst damit einen Teil des Buches laut vorzulesen, aber das half nicht. Dann hob ich die Bücher vom Tisch und hielt Eins nach dem Anderen über den schlafenden Drachen. Als auch das nicht klappte dachte ich nach. In einem der Bücher die ich einmal gelesen hatte wirkten Rückzauber nur, wenn man sie rückwärts aufsagte, aber nicht nur die Wörter in verkehrter Reihenfolge sondern auch die Buchstaben. Ich hob die Bücher nacheinander auf und versuchte das mit dem Vorlesen noch einmal, aber diesmal eben rückwärts. Wieder schien nichts zu geschehen, bis plötzlich ein greller Lichtblitz mich zwang die Augen zu schließen…
Als ich sie wieder öffnete saß ich zurück auf dem Stuhl am Schreibtisch, das Brummen des Computers und das Ticken der Uhr waren zu hören, sonst nichts. Kein leises Schnarchen aus dem Raum neben mir zu hören, kein Glucksen, oder Quieken, gar nichts. Verwirrt sah ich mich um. Da war kein kleiner Drache mehr und auch der Tisch auf den ich die Bücher gelegt hatte war leer. Die Regale sahen so aus wie sonst auch, ordentlich und vollgestopft. Nach genauerem hinsehen merkte ich, dass auch die drei Bücher, die ich auf dem Tisch abgelegt hatte noch im Regal standen. Sie waren nie von einem Drachen von ihrem Platz gestoßen worden, zumindest versuchte ich mir das einzureden, denn das ganze kam mir nun wie ein alberner Traum vor. Schließlich ging ich zurück an meinen Platz vor dem PC und sah erst auf den Bildschirm und dann auf die Ablage neben mir. Sie war nicht mehr leer, wie vorher, sondern es lag ein Buch ohne Titel darauf. Ich blätterte es auf und starrte minutenlang die erste Seite an, ohne meinen Augen so recht glauben zu können: ich blickte mich selbst an. Neben mir saß ein kleiner Drache und im Hintergrund sah man Bücherregale. Das Bild schien täuschend echt zu sein, fast wie ein Foto, auch wenn es gemalt war. Letztendlich schloss ich das Buch und legte es wieder zurück auf die Ablage. Ich hatte nicht vor es zu lesen, um den kleinen Drachen nicht wieder aus seiner Welt zu reißen.
Ob das ganze nun ein Traum, oder Wirklichkeit gewesen war, fand ich nie heraus…
Ende
